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Vier monti-Geschichten

- 1 - die erste woche im circus >> Rheinfelden - Zurzach - Bülach - Andelfingen >> * * * * * * * * * * * * * * * * * * * brief an unsere lieben freundInnen und bekannte kaum sind wir mit unserem wohnmobil von udligenswil losgefahren, regnet es schon wieder -dabei dachten wir hoffnungsvoll: "wenn engel reisen...". In Rheinfelden angekommen, gutes timing, zusammen mit all den andern circuswagen die nach und nach eintreffen, werden wir bereits erwartet und an prominenter lage - direkt neben dem grossen offenen platz, eingewiesen. nur noch leichter niesel aber alles halb so schlimm. die grossen traktoren hinterlassen im weichen boden jedoch tiefe spuren. nur was unbedingt aufs feld muss wird hingeschoben oder gezogen. noch bis spät in die nacht hinein wird herummanöveriert, mit stangen gerasselt - der pferdestall wird aufgestellt; das wasser- und stromnetz verlegt. am andern morgen beobachten wir neulinge - noch alle im pijschama vom alkoven aus - den zeltaufbau. und alle ziehen zusammen am selben strick und hiefen das grosse chapitaux in die höhe. erstaunlich wie die griffe sitzen. erstaunlich auch die strahlenden gesichter, wenn wieder alle lämpli ganz oben leuchten. der elektrikverantwortliche schliesst die lautsprecheranlage an. statt dass jemand das stoiische TEST-TEST-EINS-ZWEI ins Mikrofon haucht, singt ein marokkaner ein lied in den schönsten tönen. und alle lachen. und die die es verstehen noch mehr. nach etwa fünf stunden ist alles bereit. schon ist eine woche zirkus erfahren. auch wort wörtlich. wir gewöhnen uns so langsam an den neuen rythmus - das bleiben und verweilen, das wieder ab- und aufbrechen in eine neue umgebung. eine neue zusammensetzung der nachbarn, das sich wieder neue einrichten, alle nach ihren eigenen vorzügen - das blüemli vor die wohnwagentür, das tischli, die klappstühle, die nach irgendwo ausgerichtete satelitenschüssel. wenn zuvor noch der polnische saxofonist Andrzej sich nebenan einspielte, schmink sich heute der amerikanische clown Paul, dehnt sich die finnische seiltänzerin Ulla oder Stefan aus der werkstatt liest die zeitung. so langsam lernen wir die 60-köpfige zirkusfamilie kennen. und wir packen mit an. irene und ich teilen uns die aufgabe beim ab- und aufbau und zur zeit beim werbeteam, dem verteilen der plakate, dem anbinden der grossen planen und wegweiser an den neuen spielorten oder beim "basil-such-dienst". unsere kinder finden sich schnell zurecht, der Timo etwas zaghafter und vorsichtiger, der Basil möchte die umgebung gerne schnell alleine auskundschaften. aber bald finden sie anschluss an die andern zirkuskinder. die umgebung wird unglaublich spannend. jeder neue platz hat seine eigenen vorzüge. und das eigene bett, die leute, die tiere, das wunderschöne zelt mit seiner stimmungsvollen manege, die weiss/roten cricuswagen ziehen mit und bilden das zuhause, das circusdorf. staunend. schwitzend. lachend. müde. gespannt. Irene, Theo, Timo und Basil 14. 5. 2001 * * * * * * * * * * * * * * * * * * * wir freuen uns auf Kontakte, Besuche und E-Mails circus@creadrom.ch

- 2 - zweiter brief an unsere lieben freundInnen und bekannte >> Frauenfeld - Rafz - Marthalen - Neuhausen - Embrach >> * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * nun kennen auch wir schon viele abläufe, die sich wiederholen beim auf- und abbauen des ganzen circustrosses. eins nach dem andern - ohne stress - aber zum teil mit viel schweiss verbundener arbeit. alle müssen und können auch mithelfen, selbst für die älteren kinder bleibt das einsammeln der schutzkappen auf den rammeisenpfählen vorbehalten. ... die nachmittagsvorstellung ist in vollem gange, die ersten binden sich bereits wieder die hohen schuhe an. man trifft sich im buffetzelt noch kurz zu einem schwatz oder glaceschlecken. nach der pause beginnen die ersten abbauvorkehrungen - die kleinen vor- und zwischenzelte sind schnell auseinandergenommen, die planen eingerollt und in den materialwagen zuhinterst verstaut. beim grossen buffetzelt die seitenwände abgehängt und verpackt. am andern ende des zirkusdorfes werden die pferde- und eselboxen auseinandergenommen; das stallzelt zerlegt. das noch brauchbare spreu in diesen container geschaufelt, den rest zusammen mit dem mist in jenen bereitgestellten wagen eines benachbarten bauern gehieft. die pferde an den leinen beobachten das treiben gelassen oder wissen von ihrem letzten auftritt zusammen mit Nick - ihrem pferdeflüsterer. bald ertönen die letzten takte, hildegard - "die direktorin" verabschiedet die kinder und erwachsenen, wünscht eine gute heimkehr und einen schönen abend, freut sich auf ein wiedersehen und stellt noch alle künstlerinnen und künstler vor. nach der schlussmusik bewegen sich die besucherInnen durch die ausgangspforten während von der andern seite die ersten bänkehinaustragetrupps sich bereithalten. benno, der zeltchef, trillert laut mit seiner pfeiffe während das letzte besuchergrüppchen hinter den zeltwänden verschwindet. dann rasselt es wie aus einem kanonenrohr und mit einem schlag werden symetrisch links wie rechts in aller eile die bänke, rückenlehnen, bodenbretter und stützen ausgeräumt. ein kleines wettrennen scheint es jedesmal zu sein - gewinnt das linke oder das rechte team. aber alles genau nach denselben abläufen. ich musste doch prombt mal mit nem brett wieder aus dem wagen und draussen wenden und wieder rein und prombt verursachte ich einen riesenstau und stopp und ausrufen und gelächter von der andern seite... nachdem sich die artistInnen ebenso in die weniger farbigen bekleidungen gestürzt haben, helfen nun alle mit um teil für teil in die wagen zurückzutragen. die requisiten, die logenstühle, die vielen schweren lampen und verkabelungen. der schwungvolle artisteneinlass löst sich doch nur mit etwas rütteln und schütteln aus den steckverbindungen. bald ist das grosse chapiteau leer, nur noch die vier hauptmasten, und die massiven mittelstützen - quatterpul - und die vielen stangen rundum stehen noch. doch auch diese werden nach und nach herausgezogen nachdem zwei marrokaner am dach empor geklettert und die knöpfe wieder auseinander gelöst haben. das zelt hängt schlaff in den seilen. unten wird der zeltwagen in die mitte hineingeschoben. 15 leute, schulter an schulter, rollen vorsichtig die bis zweihundertquadratmetergrossen zeltplanen auf, ohne dass sie auch nur den boden berühren dürfen. langsames und behutsames herunterlassen der zeltkuppel mit seinen verstrebungen und stützen für das trapez, die hochseile, rollen und stickleitern. schon neigen sich langsam und vorsichtig an den flaschenzügen hängend die vier hauptmasten zu boden. während in der zwischenzeit auch die eingerammten eisenpfähle herausgeschlagen und -gezogen werden - sei es im weichen rasen oder harten asphaltboden, stellen die traktoren die wagen wieder zugbereit an die strasse. das wasser- und stromnetz, die leergetrunkenen mineralflaschen, das glacewägelchen, die zeltheizung, die toilettenhinweiseschilder, sind längst an ihren plätzchen in den für sie bestimmten wagen verstaut. ein letztes zusammenrechen des weichen sägemehligen manegenbodens. wir steigen in unseren camper und fahren wir den vielen montibeschrifteten wohnwagen hinterher aus dem gelände. die ersten lastwagen mit je zwei langen holzwagen bewegen sich behutsam in richtung des neuen spielortes. und so verfliesst sich das ganze dorf wie eine gallertartige masse, dehnt sich in kilometerlänge durch die landschaft und dörfer und zieht sich an einem neuen platz in eine neue form zusammen und liegt wieder für ein paar tage da, um sich wieder zu bewegen. steht doch sinnigerweise neben dem tournéeplan: wir werden keine neuen meere entdecken, wenn wir nicht den mut haben, die küste aus den augen zu verlieren.... muskelkater am musculus sartorius re und blaue mösen am glutäus maximus li Irene, Theo, Timo und Basil 28. 5. 2001 * * * * * * * * * * * * * * * * * * * wir freuen uns auf kontakte, besuche und e-mails circus@creadrom.ch

- 3 - dritter brief an unsere lieben freundInnen und bekannte >> Zürich-Albisgüetli – Winterthur – Möriken – Suhr - Münchenbuchsee >> * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * ich hole unsere nachgesandte post gleich bei der kasse am haupteingang ab. das ganze büro mit seinen drei bis sechs administratorInnen und kassiererInnen verbirgt sich hinter den vier kleinen fensterchen. timo ruft mich aus dem gleich daneben stehendem buffetzelt herbei. er steckt mit julian, einem andern kind und irene die heissbegehrten süssigkeits-spiessli zusammen. soeben ist auch die crèperie, der tisch für "heisse hunde" und wurstgrilladen, die bar-ecke, der waffelstand, die zuckerwattenschleudermaschine und der souvenirladen eingerichtet. im kiosk-und buffetwagen wird noch fleissig vorbereitet - die gut vierzig popkornsäcke wollen für die nachmittagsvorstellung gefüllt sein, alle chupachups im kugelständer eingesteckt, der glacékühler aufgefüllt. in den beiden nebenstehenden zusätzlichen kleineren zelten ist wieder ruhe eingekehrt. war doch gestern nacht da drin hochbetrieb, wo eine firma mit ihren mitarbeiterinnen oder kunden oder was weiss ich, zum circusprogramm ein apéro, nachtessen, dessert mit allem drum und dran genossen. (in zürich im albisgüetli beschlagnahmte eine firma gleich das ganze circuszelt mit sondervorstellung bei bankettbestuhlung und candellight - war das ein herrliches fest). ich gehe vorsichtig über die noch glitschigen bretter - venedigstimmung bei diesem feuchten klimata - und schlüpfe ins trockene, mit gefüllten wassergräben umschlingende chapiteau. ruhig ist es hier drinnen jetzt. nur zwei helle scheinwerfer beleuchten die manege von der kuppel herab. Nick trainierte gerade noch mit seinen vier weissen camarque-hengsten. ich setze mich auf irgend eine bank und schaue den hinauswehenden pferdenmähnen nach. beim leeren musikerpodest fliegen nun in schneller folge keulen wirbelnd durch die luft und wieder in Gábors und Péters hände. minutenlang. der rythmus unterbricht kaum, auch wenn zwei, drei keulen mal ins sägemehl fallen. wenn ich so dasitze, höre ich immer noch irgendwie die musik, das lachen und klatschen der achthundert leute von gestern. ja, und wer beobachtet da noch das treiben - zwei dunkle kugelige funkelnde augen und ein verschmitztes lachen gehören doch unserem Basil. ich bin nicht erstaunt, ist er doch meist auf seinen eigenen circus-streifzügen hier drin zu finden. ganz vorne am manegenrand oder versteckt hinter einem dicken masten, auf sicherer distanz. wir rennen spielend fangend und versteckend durch die schwarzen tücher im artisteneingang. vorbei an den bereitstehenden farbigen stühlen, den schleuderbrettern, der pauke, den eingerollten fahnen, dem messerwurftrickgestell nach draussen, wo jetzt doch wieder die sonne etwas lacht. hier stehen auch all die vielen materialwagen für die bänke, stühle und bretter, die beleuchtung, die requisiten. der lange nun offene wagen für das gesamte chapiteau mit stangen und masten - er dient so ganz nebenbei als ausgezeichneter wäsche-zum-trocknen-aufhänge-wagen, wenn die sonne dann doch mal schiene. alles auf rädern und einheitlich bemalt mit roten rändern auf weissem grund. bestückt mit grossen hölzernen rotgelben lettern die von weitem den "circus monti" ankündigen. am ecken rechts oben eine zierliche wagennummer, die 9 für die werkstatt, die 3 für die küche der marrokaner, die 5 ist einer von den drei abteilwagen der mitarbeiterInnen mit zwei-auf-zweieinhalb-meter-zimmerli, die 6 für den toilettenwagen, die 23 für die leise brummenden dieselgeneratoren, die 19 für den grossen wagen der Hildegard Muntwyler,... zudem zieren bei fast allen dieser grossen gefährte eine oder mehrere liebevoll bemalten schilder mit zirkusszenen und clownportraits. die liebe bis ins detail! ich schaue noch kurz beim küchenwagengespann vorbei, rechts die grosse küche, wo tina und vera für über dreissig hungrige kocht, links der esswagen mit dem infobrett mit allen neuigkeiten und mitteilungen: im grossen wunderschönen ferienwohnwagen reisen diese woche die familie von Catherine von Graffenried (sie produziert übrigens für nächste woche im DRS 1 jeweils um 11:45 radiosendungen) und Rainer mit den kindern Angelo & Ilana mit und die fünfte klasse der schule aus wettingen begleitet für paar tage den circustross mit ihren zelten. und wo die allgemein zugängliche dusche ist. und wo's genau langgeht zum nächsten spielort - welche abzweigung man nicht verpassen darf. und was grad im kino läuft in bern... Basil will mir unbedingt noch das huhn zeigen, das bei Nicolas in der manege auftritt. und so sehen wir noch bei den tieren vorbei, den beiden eseln ajosha und beni, den vier schafen, den sechs gänsen, den vier meerschweinchen, den zwanzig hünern - diese letzteren aber eher selten in den gehegen anzutreffen - und so finden wir das besagte braune nicht hier sondern unter dem grossen roten traktor drüben am würmerpicken. vorbei an den über dreissig wohnwagen der artistinnen, musikern und mitarberinnen, der circusschule - mit den drei kindern - und irgendwo in der reihe unser wohnmobil. zurück am kleinen tisch, öffne ich das braune päckchen "klingele/hürlimann circus monti 3053 münchenbuchsee": eine postkarte für timo, ne telefonrechnung (öffne sie später), ein in-alle-haushaltungen-flugi aus udligenswil, das wwf-magazin und die zeitung von gestern (die ich hier nur mit halben interesse durchschnause). unterwegs zuhause Irene, Theo, Timo und Basil 19. 6. 2001 * * * * * * * * * * * * * * * * * * wir freuen uns auf kontakte, besuche und e-mails circus@creadrom.ch *

- 4 - vierter brief an unsere lieben freundInnen und bekannte >> Biel-Lyss-Hasle-Sempach-Ägeri-Malters-Wolhusen-Münsingen-Spiez-Gümligen >> * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * mal aus einer andern perspektive… ... was, alles schläft noch, steh ich doch auf... die sonne blinzelt durch den spalt am fenster... wo ist mein nuggi... ah, und das kissen nimm ich auch noch mit und kraxle die paar treppen hoch... Papa schläft noch tief... Mama auch... ich leg mich dazwischen, da ist es noch kuschelig warm... und schliesse noch kurz die augen... bald kommt Timo auch noch nach oben... plötzlich pipst das natel. Theo drückt irgendwo rum und weckt Irene... nichts geschieht weiter... ah, Mama kreucht langsam wie eine schlange über uns und steigt die treppe runter... zieht sich an... trinkt einen viel zu heissen tee aus der grünen tasse. flüstert tschüss. wo geht sie hin... "in die küche" antwortet Theo knapp "heute morgen"... "Tina sei krank und Vera braucht hilfe fürs mittagessen"... und wieder kehrt ruhe ein... mir ist nicht darum und klettere hinunter und steige über die noch nassen regenjacken nach vorne ins auto ans grosse steuerrad... und fahre mit unserem grossen haus auf rädli ganz weit wo's viele kurven hat... jetzt habe ich doch etwas hunger... mittagessen - nein morgenessen. m-o-r-g-e-n-e-s-s-e-n! nun klettert auch Papa etwas verschlafen die treppe runter... stellt den tisch voll mit feinen sachen... den smäcks, die fertig präparierten brötli mit cristinas dunklem 'söitätschhong'... oder doch lieber das schoggijoghurt... nach dem windelservice schnell in die kleider, socken und in meine neuen turnschuhe... ich höre schon mario rufen. wir rennen ins grosse zelt. nick ist drinnen und seine weissen pferde rennen im kreis rum. mal auf diese seite, mal auf die andere seite... und gabor kommt auch noch vom sattelgang herein mit seinen vielen ringen und keulen. ich schnapp mir schnell einen runtergefallenen ring und versuche es auch... so geht's eine ganze weile... This ruft mir zu... ich renne ihm hintennach - zwischen den stangen durch bin ich fast schneller... hinaus durchs buffetzelt. stopp. Steffi stellt grad den teller bereit mit den vielen feinen farbigen süssen spiessli. schade bekomme ich (noch) keins... ah, da ist This und steigt winkend auf den hohen traktor... von irgendwo hör ich Papas stimme meinen namen rufen... ich versteck mich hinter dem kleinen häuschen der meerschweinchen... jetzt findet er mich doch und wir suchen noch Timo... er ist mit Julian und Tobias im pferdestall. sie sind am zeichnen. dann steig ich in den legero - dem veloanhänger - Timo zieht den helm an und steigt auf sein velo. so fahren wir los. halten noch bei den küchenwagen. ich klettere wieder raus und steige zu Mama hoch. es geht weiter bis in den coop... kaufen viele sachen, die Papa auf einen zettel geschrieben hat. einen halben wagen voll, hab kaum noch platz zum sitzen... zuhause im camper mach ich noch einen besuch bei eric - dem handstandclown - und er hieft mich mit seinen händen weit hinauf, fast bis in den himmel. drinnen in seinem wohnwagen riecht's fein nach einem guetzli und sein kleiner fernseher surrt.. ich schlendere rund ums grosse zelt... da ist der sattelgang,drin ist es dunkel... wohl niemand hier, nur die farbigen stühle, die pauke, die teppiche... gehe weiter und von weit oben ruft mir jemand. woher denn? vom himmel? fast. weit oben auf dem dach des circuszeltes ist Lausin, der marrokaner, und winkt mir herunter. er ist am öffnen der dachlucke - s'wird heiss heute mittag. grad gelange ich zu unserem camper und Papa deckt den tisch für's mittagessen... der siroup fehlt noch... -------- grad nach dem melonendessert darf ich nochmals zu Julian - er wohnt mit Tobias bei seiner mutter im wohnwagen - grad neben der circusschule. sie beide haben an diesem platz aber einen kurzen schulweg. grad so zehn schritte. am mittag haben sie frei. aber zeichnen im pferdestall war doch eine tolle stunde. in die schule gehen zu können muss lässig sein! Mama kommt grad von der küche und höhre, wie sie Pap fragt, ob er wisse, wo ich sei. «..hab doch keine ahnung, wo der sich rumtreibt... warscheinlich im zelt, bei Eric, der clownin Mélanie, den ungarischen hündchen oder sonst wo... ». im sack habe ich ein hornussi und zeige Julian das runde ding, das Papa auf dem feld gefunden hat - es sei ein 'schnägg' sagt Chrige, das runde ding, fast wie ein eishockey-bug nur ründer, das dicke ältere mannen beim hornussenspiel übers feld sausen lassen. wir haben mal in hasle einem solchen spiel zugesehen. es habe wahrscheinlich noch mehr solcher dinger im feld liegen. komm wir suchen uns welche. Papa könnte ja mitkommen und sie uns zeigen... aber ihn und Irene kannst vergessen. die hocken ewig hinter ihren büchern, das 'harry-potter-fieber' habe sie gepackt. bücher mit den vielen buchstaben ohne bildli müssen sehr spannend sein, dass sogar Papa in solch dicke bücher hineintaucht. wir finden noch viele hornussis. einige sind schwarz andere blau oder mal mit farbe angemalt. zwei kinder vom ferienwohnwagen stossen auch zu uns und wir handeln und erzählen uns geschichten. wir könnten einen laden eröffnen, so wie mit den aufgeschlagenen steinen vorgestern. da haben wir doch viel kundschaft gehabt... und verkaufen die dinger für zehn rappen, nein zehn franken oder tausend franken oder so... ich reihe alle schön nebeneinander auf ein tablett. einige circusbesucherInnen mit vielen kindern stolpern kreuz und quer durch das circusdorf zu den pferden, eseln, gänsen, schafen und meersäulis. ist wohl bald nachmittags-vorstellung. Andrzej, der musiker, kommt in seinem schönen frack vorbei und fragt mich nebenbei, ob ich auch in die vorstellung komme. ich weiss noch nicht. hab doch schon mindestens zwanzig mal das programm miterlebt. ja vielleicht und in der pause gibt's dann wieder eine glacé oder ein süsses spiessli oder...? schon ertönt vom circuszelt die anfangsmusik. mich zieht's doch fast jedesmal wie ein magnet ins zelt - schon bei den ersten takten. bei mir muss man schon noch dabei sein – bin ich doch mal über den logenrand rübergeklettert und beinahe in der manege beim clown gelandet... ich geh jetzt doch zu Tobias und Julian und der andere Tobias und Mario sind auch bei der hängematte unter den bäumen. wir spielen seeräuber. der grosse rote wagen für das circuszelt ist unser schiff... unter dem wagen ist unser schatz versteckt... Julian ist der kapitän, Mario ist der seeräuberhund und kann kunststücke machen... ich habe eine kanone... und die hornussi sind die goldstücke... in der circuspause renn ich schnell ins buffetzelt und such zwischen all den vielen leuten Mama oder Papa. hab schrecklich lust auf ein süsses spiessli. zusammen mit Mario und Timo besuchen wir Eric. er kann zwar nur wenig deutsch - er spricht französich wie Nicolas und Mélanie. er hilft uns immer beim handstand und beim rädli. er hat auch einen fernseher mit kinderstunde. plötzlich ruft uns Theo. "TIMO-BASIL-----essen!" was schon wieder essen. nach langem hin und her komm ich halt doch, aber nur wenn ich nach dem nachtessen nochmals spielen kann. mmh, feini würstli und pommes-chpis gibts auch noch. ich darf heute ausnahmsweise noch in die abendvorstellung. 'aber nur bis zur pause'. dann halt doch wieder in den camper, pijschama anziehen, zähneputzen, und ein schönes g'schichtli anhören. Basil im circusdorf, und mein bruder Timo mit Mama Irene und Papa Theo 24. 7. 2001 * * * * * * * * * * * * * * * * * * wir freuen uns auf reaktionen, kontakte, besuche und e-mails circus@creadrom.ch *

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